Das Gedicht "Im Bunker", wurde am 8. April 1945 von einer unbekannten Gefangenen verfasst

"Dreidimensional" ist von Teresa Bromowicz.
Geboren 1912 in Zialonej, einem russischen Teil Polens, Teresa Bromowicz studiert in Kraków und macht 1933 ihr Diplom im Fach Philosophie. Während der deutschen Okkupation wird ihre Familie wegen ihres deutsch klingenden Namens schikaniert. Die Gestapo verhaftet sie im August 1944, und sie kommt nach Gefängnisaufenthalten im Dezember 1944 nach Ravensbrück. Mit dem Schwedischen Roten Kreuz wird sie kurz vor Kriegsende aus Ravensbrück befreit und kehrt im Dezember 1945 von Schweden nach Polen zurück. Teresa Bromowicz lehrt im Konzentrationslager in dem von den Häftlingen heimlich organisierten Unterricht Polnisch und polnische Literaturgeschichte. Sie verfaßt zahlreiche ironische Gedichte über den Lageralltag, aber auch religiöse Texte. Nach ihren Aussagen spiegeln ihre Gedichte aus der Haftzeit "die Sehnsucht nach der Familie und nach dem Zuhause, die Hoffnung auf die Heimkehr, die Verachtung der Feinde. Ihre Mithäftlinge fanden in ihnen die eigenen Erinnerungen und Erlebnisse wieder und fühlten sich über die Gedichte sehr verbunden".
"Bunker" war eines der Schreckenswörter im KZ. Zu dieser speziellen Gefängnishaft verurteilt zu werden, bedeutete eine hohe Wahrscheinlichkeit, nicht mehr lebend herauszukommen. Von den oft damit einher gehenden Peitschenhieben auf das nackte Gesäß konnten die Verurteilten - je nach Konstitution zum Zeitpunkt der Schläge - kaum mehr als 20 überleben. Zweimal 25 Peitschenhiebe bedeutete den sicheren Tod.
Bestraft werden konnte alles. Auch das Verfassen oder Besitzen von Gedichten. So berichtet die Russin Zina M. Kudrjawzewa, wie die SS-Aufseherin Dorothea Binz eines Tages einen Zettel mit einem Gedicht bei ihr fand. Sie verurteilte sie zu 15 Peitschenhieben und einem Tag Essensentzug. Später schrieb Zina M. Kudrjawzewa erneut ein Gedicht. Auch dieses Mal entdeckte die SS, daß sie die Verfasserin war, und sie erhielt eine Folterstrafe: drei Tage im Bunker ohne Essen, die sie größtenteils in kaltem Wasser stehend zubringen mußte.

Constanze Jaiser


Stimmen aus Ravensbrück   © Pat Binder