Maria Günzl




Geboren wird Maria Günzl am 23.3.1896 in Zwodau an der Eger als älteste von acht Kindern einer sozialdemokratischen Familie. 14-jährig tritt sie als Fabrikarbeiterin der damals österreichischen Arbeiterbewegung bei, später arbeitet sie in der Frauenorganisation der sozialdemokratischen Partei. Nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten in die CSSR wird sie in Karlsbad als Kreissekretärin der tschechischen sozialdemokratischen Partei verhaftet und zuerst im Konzentrationslager Lichtenburg, dann, im Mai 1939, in Ravensbrück inhaftiert. Dort muß sie Schwerstarbeit verrichten. 1942 soll Maria Günzl entlassen werden, kann aber erst 1943 nach Hause zurückkehren, da sie zunächst gezwungen wird, im Haushalt eines SS-Ehepaares am Wolfgangsee (Bayern) Dienst zu tun. Obwohl sie von der örtlichen Gestapo überwacht wird, ist sie weiter illegal politisch aktiv und wird schließlich am 1. Dezember 1944 erneut verhaftet, verhört und schwer gefoltert. Am 8. Mai 1945, nachdem sie bereits zu ihrer Hinrichtung abgeholt werden soll, verhindert das Anrücken russischer Panzer und schließlich das Eindringen von Menschen in das Gefängnisgebäude die ihr unmittelbar bevorstehende Erschießung. Nach 1945 ist sie als Landtagsabgeordnete der SPD in Bayern tätig. Maria Günzl stirbt 1983 in München. Zehn Gedichte von ihr sind überliefert. Hier erscheint der täglich mehrmals stattfindende Appell als eine besondere Kollektivstrafe, etwa als Maßnahme für einen Fluchtversuch. Noch quälender als das stundenlange Stehen, bei dem die Beine anschwollen und viele Frauen in Ohnmacht vielen, war für die Verfasserin, daß das SS-Personal den tot Zusammengebrochenen mit Füßen ins Gesicht trat. Damit raubten sie den Toten, aber auch den noch lebenden Frauen den letzten Rest an menschlicher Würde.

Constanze Jaiser

Felicie Mertens: Appellstehen.
Gedenkstätte Ravensbrück.
Kennzeichen
für Häftlinge in den Konzentrationslagern.
Gedenkstätte Ravensbrück.


Stimmen aus Ravensbrück   © Pat Binder