Purim

Pressetext zur Präsentation von Bettina Munk

Purim ist das fröhlichste Fest im jüdischen Kalender. Es findet im Frühling statt und erinnert an die Rettung des jüdischen Volkes vor einer Intrige des Heerführers Haman, unter der Herrschaft des Perserkönigs Ahasver. Der Name stammt daher, daß Haman das Pur (Los) warf, um den günstigsten Tag zur Ausrottung der Juden zu ermitteln. Haman wollte die Juden verleumden und des Verrats bezichtigen, aber mit Hilfe Esthers, der jüdischen Frau des Königs und ihres Oheims Mordechai kam die Wahrheit ans Licht, Haman wurde bestraft und die Juden hatten wieder Ruhe von ihren Feinden. Zum Andenken an diese Rettung liess Mordechai den Juden die Verpflichtung, den 14. und 15. Adar alljährlich mit »Festmahl und Freude und der gegenseitigen Zusendung von Geschenken und von Gaben an die Armen« feiern. Der Talmud sagt, an diesem Tage solle man fröhlich sein, und Wein trinken, bis man nicht mehr zwischen »Hoch mit Mordechai« und »Nieder mit Haman« unterscheiden könne.

In Williamsburg/Brooklyn, in New York, kam Bettina Munk 1997 mit ihrer Videokamera zufällig mitten hinein in das Fest der Satmar Chassidim, das einige Strassen südlich von ihrer eigenen Wohnung stattfand. Die Satmar Chassidim, die Frommen von New York, leben in ihrer Gemeinschaft sehr religiös ohne missionarischen Eifer. Sie sprechen ein amerika-nisches Yiddish und ihr Gründungsrabbi war Holocaustüberlebender aus Ungarn. Vom amerikanischen Lifestyle wollen sie nichts wissen, lesen keine amerikanische Zeitungen, haben kein TV, und schon die Jugendlichen unterliegen einem strengen Kleidercode. »Um so spannender war es für mich, am Purimfest auf der Strasse in den verkleideten Kindern und Jugendlichen all die amerikanischen Ikonen wiederzusehen: Da kamen mir Cowboys, Jazzmusiker, New York Cops, Country Girls, Mickey Mouse, und eine Freiheitsstatue entgegen«, erzählt Bettina Munk, die seit 1999 ihren Wohnsitz wie-der in Berlin hat, im Prenzlauer Berg. Auf diesen Aufbruch der Zeichen, auf das Überraschende der Situationen, das Trei-ben, das Hin und Her der Menschen auf der Strasse, inmitten des unbeteiligt alltäglichen Strassenverkehrs in der amerikanischen City, weist sie in ihrer Arbeit für den Lichtkasten am Kollwitzplatz hin. Am Abend der Eröffnung wird auch ihr Video im Restaurant Gugelhof zu sehen sein.

Hier in Deutschland bekommen diese Bilder noch eine andere Dimension. Sie erinnern an ein Fest, das bis in die Dreissiger Jahre hinein auch im Prenzlauer Berg stattgefunden hat, und das heute von Berlins Strassen verschwunden ist.