Zur Arbeit von Wang Fu Eröffnungsrede von Thea Herold, 19. Januar 2005 |
Meine Damen und Herren, lassen Sie uns auf diese Arbeit des chinesischen Künstlers Wang Fu sehen. Nur einen Moment ganz achtsam sein, nur einen kleinen Moment. Möglicherweise kommt Ihnen der Gedanke während wir hier
unter freiem Himmel im kalten Berliner Winter am Käthe-Kollwitz-Platz
stehen Möglicherweise aber werden wir eher für
einen Moment sprachlos oder wunderbar wortlos Doch im Grunde braucht es auch gar keiner Worte. Nicht nur zum Jahreswechsel - immer hat die Hoffnung auf Glück Hochkonjunktur. Man verschenkt sie je nach Land, Tradition und Sitte - ob es die vierblättrigen Kleeblätter, symbolischen Hufeisen, Bergkristalle, Lapis Lazuli Steine oder Glücksschweine sind. Kurz vor dem buddhistischen Neujahrsfest verschenkt Wang Fu das Bild seiner herrlich bunten Fische im öffentlichen Raum. Sie schwimmen und schwärmen, so wie sie nur ein Maler wie er malen kann. Dabei ist die Einzigartigkeit in der Arbeit von Wang Fu gar nicht in der Motivwahl oder in der virtuosen Ausdrucksweise alleine zu finden. Wer sein Oeuvre kennt, stimmt mit mir sicher überein, dass Wang Fu in so gut wie allen bildnerischen Medien zu Hause ist. Er hat in China und Deutschland dafür eine lange, eine solide und eine breitgefächerte Ausbildung genossen. Auch deshalb kann er - obwohl das heute ungewohnt und fast archaisch anmutend - im besten Sinne universell frei wählen. Zwischen allen Medien der bildenden Kunst. Je nachdem, welche Intension und Idee er ausdrücken will. Und so wie das Wasser, das je nach Temperatur zwischen den Aggregatszuständen als Gas, Flüssigkeit und festes Eis hin und her wechselt, so reagiert Wang Fu bei der Auswahl der jeweils künstlerischen Mittel. Dabei ist er immer
angemessen und gleichbleibend in der Stärke
seiner kreativen Aufmerksamkeit. Er reagiert mit seiner Arbeit sensibel
auf die Impulse der jeweiligen Umgebung, der aktuellen Zeit. Auch das
macht ihn zum zeitgenössischen Künstler. Sicher hilft ihm
seine asiatische Gelassenheit, mit liebevoller Distanz auf die europäische
Wahlheimat zu blicken. Auf sein Gastland Deutschland und auf seine
neue Heimatstadt Berlin. Er macht NICHTS - als klar zu beobachten. Um danach eine Idee, eine Frage im Bild zu symbolisieren. NICHTS - als wach zu sein. Um danach einen Gedanken in einer Skulptur,
einer Installation zu artikulieren. Dabei hat er seine polychromen Farbstrukturen weit entfernt von jeder Realität. Diese schimmernden Farben sind frei gewählt und in Wahrheit völlig abstrakt. Nur scheinbar geben uns seine zutraulichen Fische eine realistische Verkleidung für den dahinterstehenden Gedanken, dass das Glück so beweglich ist , wie Wasser. Das es alles, was es berührt, nur umfließt. In Worten wird Wang Fu - der seine Arbeit hier "Schillerndes Wasser" nennt, ohnehin nicht danach fragen. Er schenkt uns seine Artworten auf seine Art. Bilderreich und symbolstark. Lassen wir in diesem Sinne diese Fische an uns vorbeiziehen. Ein modernes Echo auf die alte chinesische Tradition - dass ein bunter Fisch im schimmernden Wasser ein Träger für Glück, Reichtum, Wohlstand, Fruchtbarkeit und Nachwuchs ist . Und dass er uns daran erinnert, dafür danken wir ihn. Und wünschen wir ihm viel Glück in Berlin. |